Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen – Johann Andreas Schmidt aus Emleben

Seit vielen Jahren beschäftigt sich unser Vereinsmitglied Luciano Schmidt aus Santa Cruz do Sul, RS, Brasilien mit seinen deutschstämmigen Vorfahren. Ein Zweig reicht nach Thüringen und ein anderer in den Hunsrück.

Unterstützung bekam Luciano von unserem Vereinsvorsitzenden Christian Kirchner, der die Thüringer Schmidts schließlich in Emleben bei Gotha verorten konnte. Dort lebte die Familie Schmidt seit mindestens 1630. Allerdings gestaltete sich die Suche nach den Vorfahren anfangs doch etwas schwieriger, denn Johann Andreas Schmidt verdiente seinen Lebensunterhalt als Graveur, vor allem aber als Gastwirt. Seine insgesamt 10 Kinder kamen in Fulda, Ohrdruf, Frankenhain, Gräfenroda und Oberhof zur Welt. Weitere Aufenthaltsorte waren Erlau im Landkreis Hildburghausen sowie schließlich Erfurt. Diese Informationen zu finden, war schon eine Herausforderung. In Erfurt lebte Johann Andreas noch im Jahr 1873 und ab dann ging die Spur verloren.

Lucianos Urururgroßmutter Emilie Schmidt kam als drittes Kind und zweite Tochter von Johann Andreas im Jahr 1840 in Gräfenroda zur Welt und wanderte im Jahr 1871 mit ihrem Ehemann Friedrich Bernhard Lusche aus Utzberg nach Brasilien aus. Dieser verstarb jedoch auf der Überfahrt. In Brasilien angekommen heiratete sie Philipp Schmidt aus Sohren im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz. Nachkommen dieser Familie leben heute in Santa Cruz do Sul im südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul (RS).

Um für die Auswandererdatenbank die Tauf-, Trau- und Begräbnisdaten mit Quellen zu belegen, habe ich mich dann an die Kirchenbücher von Emleben gesetzt. Eigentlich sollte es der Genealoge immer vorziehen, die Originale als Primärquelle zu nutzen. Diese habe ich ursprünglich auch eingesehen, wollte aber noch einmal die Taufpaten ergänzen und bin dann zufällig beim Duplikat gelandet. In diesem (es gibt noch ein zweites) Duplikat gab es jedoch gegenüber dem Original einen entscheidenden Hinweis auf den Verbleib von Johann Andreas Schmidt. Neben dem fein säuberlich abgeschriebenen Taufeintrag findet sich die Angabe: „starb 12/10/1877 in Riga“.

Über FamilySearch konnte Luciano dann die Quelle des Begräbniseintrages sichten und die Angaben aus dem Emlebener Duplikat bestätigen. Zusammen mit seinem Sohn Joseph, einem Braumeister wanderte Johann Andreas zwischen 1873 und 1877 nach Riga aus. Seine Tochter Emilie befand sich zu der Zeit in einer denkbar weitestmöglichen Entfernung von ihm.

Interessant ist ebenfalls, dass sich auf der gleichen Seite auch ein Begräbniseintrag von einem 80-jährigen Bäckermeister Friedrich Trautmann aus Nordhausen findet. Wenn man an Auswanderungen im späten 19. Jahrhundert denkt, ist man häufig auf die Vereinigten Staaten fixiert. Dieses Beispiel zeigt, wie groß damals schon die Welt war und dass man den Blick gen Osten oder Süden auch nicht vernachlässigen darf.

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