Johann Georg Dorotheus Herrmann Kabisius (1816-1864)

Frieda Kabisius war 11 Jahre alt, als ihre Großmutter, Karoline Friederike Sophie Kabisius, geb. Fränzel und Witwe von Johann Georg Dorotheus Herrmann Kabisius, starb[1]. Vielleicht aus der Erinnerung an das, was sie als Kind von der Großmutter gehört hatte, schrieb Frieda anlässlich Weihnachten 1919 in ihrer Familienchronik folgendes über ihren Großvater Herrmann: „Hermann K. lernte zuerst als Buchhändler, dann als Buchbinder. Er war eine stattliche Erscheinung, sang u. spielte Klavier, auch liebte er den Reitsport. 1852 ging er nach Amerika, wo er in Charleston u. später in Baltimore als Werkmeister guten Verdienst hatte. Er wollte immer seiner Familie Geld für die Überfahrt senden, damit sie wieder zusammenleben könnten, hat es aber nie getan, denn er brauchte alles Geld, wie früher, auch jetzt noch für sich. Seine Frau hatte nun die Erziehung der Kinder ganz allein, wobei ihr ein kleines Vermögen, welches sie in der Lotterie gewonnen hatte, sehr zu statten kam. Hermann K. Ist in Baltimore beim Baden ertrunken, ein Totenschein ist den Angehörigen nicht übersandt worden.“ [2]

Um das Bild, das Frieda Kabisius von ihrem Großvater zeichnete, nun weiter auszubauen und dokumentarisch zu hinterlegen, konnten im Laufe der letzten Jahre folgende Informationen zusammentragen werden:

Eltern und ältere Geschwister

Herrmanns Eltern, Friedrich Georg August Kabisius und Wilhelmine Caroline Magdalene Adolfine geb. Schnepp heirateten am 19. März 1809 in Jena[3]. Der 26jährige Bräutigam[4], Sohn des Stadtrodaer Rektors Friedrich Georg Kabisius und seiner Frau Christiane Rosine geb. Sturm[5] war zu dem Zeitpunkt schon seit knapp 3 Jahren Kantor und vierter Schullehrer in Jena[6], und die ein Jahr jüngere Braut[7] eine Adoptivtochter des Bergrats Johann Georg Lenz [8]; ihr leiblicher Vater, Hofarzt Dr. med. Johann Friedrich Wilhelm Schnepp [9] war schon 1793 verstorben[10]. Sie wird von ihrem Sohn Herrmann als eine „Tochter des in Jena verstorbenen Bergraths Lenz“[11] bezeichnet. Wilhelmines Mutter Christiana Henrietta Ernestina heiratete Bergrat Lenz im Jahre 1800[12].

Als Kantor stand August freie Wohnung in der Stadtschule zu[13], und Wilhelmine wird bei ihrem frisch gebackenen Ehemann eingezogen sein, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen. Sie werden sich, wie die meisten jungen Paare, gefreut haben, als Wilhelmine zum ersten Mal schwanger wurde. Ihr erstes Kind, Christian Friedrich Hugo Alexander, wurde fast genau ein Jahr nach ihrer Hochzeit geboren, nämlich am 05. März 1810[14]. Wie tief muss es sie getroffen haben, als ihr Erstgeborenes bereits nach 40 Tagen an Steckfluss (möglicherweise Asthma oder Lungenödem[15]) starb[16]! Eine erneute Schwangerschaft jedoch brachte schnell neue Hoffnung, und am 11. Mai 1811 wurde Johann Friedrich Christian Maximilian[17] geboren. Aber auch dieses Kind kränkelte, und so kümmerten sich August und Wilhelmine bestimmt besonders sorgfältig darum, dass ihm kein Unglück zustieß.  Dass Maximilian schon mit 14 Jahren an dem gleichen Leiden wie das erste Kind sterben sollte[18], war den Eltern zu diesem Zeitpunkt bestimmt nicht bewusst, muss aber wie eine dunkle Wolke über der Familie gehangen haben.

Da über die Lebensumstände der Familie nichts bekannt ist, wäre die Vermutung nicht völlig auszuschließen, dass es sich bei der Asthmaerkrankung eher um eine ererbte Hypersensibilität gewissen Allergenen gegenüber gehandelt haben könnte[19]. Mutter Wilhelmine wird später von Herrmann als „kränklich und schwächlich“[20] bezeichnet. Auch Vater August hatte gesundheitliche Probleme: im Protokoll der Plenarsitzung des Stadtrats vom 28. Mai 1812[21] wird erwähnt, dass „der bisherige Cantor Cabisius habe jetzt einen Ruf nach Eisenberg erhalten und seÿ …… nicht abgeneigt, solchem zu folgen, da er dort einen besseren Gehalt habe und weil seine äuserst geschwächte Brust nicht mehr gestatte, das Cantorat länger zu behalten, habe jedoch erklärt daß, wenn ihm die Conrector=Stelle conferirt werden würde, er aus großer Anhänglichkeit an Jena und die hiesige Schule gern dableiben wolle.“

Am 28. September 1812 wurde August zum Conrector und zweitem Lehrer an der Stadtschule befördert[22], ein beruflicher Erfolg für August, der obendrein seinen Gesundheitszustand berücksichtigte und sicherlich eine erfreuliche Verbesserung in der Haushaltskasse des jungen Paares darstellte.

Am 29.Juni 1814 kam eine Tochter zur Welt, Julie Luise Wilhelmine[23]. Die Freude der Eltern erlitt einen weiteren schweren Schlag, als das zunächst gesund erscheinende Kind beim Durchbrechen der Milchzähne von starken Durchfällen so sehr geschwächt wurde[24], dass es am 02.März 1816 verstarb[25]. Wilhelmine wusste beim Tode ihrer Tochter vielleicht noch gar nicht, dass sie bereits mit ihrem nächsten Kind schwanger war.

Die jungen Jahre

Am 15. November 1816 erblickte dann Johann Georg Dorotheus Herrmann das Licht der Welt[26]  und sollte das erste Kind seiner Eltern werden, das bis ins Erwachsenenalter hinein überlebte. 11 Tage später, am 26. November 1816 wurde das Kind getauft; Pate stand u.a. Bergrat Johann Georg Lenz, sein Stiefgroßvater.

Herrmanns frühe Kindheit wurde möglicherweise weitgehend von den sicherlich verzweifelten Bemühungen der Eltern bestimmt, den kränkelnden Maximilian am Leben zu erhalten, und von ihrer Besorgnis, ob auch bei ihm irgendwelche Anzeichen von mangelnder Gesundheit zu finden seien. Fand er bei der Mutter weniger Aufmerksamkeit, weil diese auf Maximilian konzentriert war, so mag er dem Vater zugehört haben, wenn dieser den älteren Bruder zuhause unterrichtete. Die Geburt seines Bruders Adelbert am 25. September 1818 und die nachfolgende Taufe am 06. Oktober[27], dürfte Herrmann mit der Hoffnung erfüllt haben, einen Spielkameraden zu bekommen, mit dem er auch die Sorge für den kranken Bruder teilen könnte.

Nachdem nun 9 Jahre lang sicherlich ein erklecklicher Teil des Kantoren- und Lehrergehalts in Ärztehonorare, Medikamente, Behandlungen und Ähnliches geflossen war, bedeutete der Vorschlag des Stadtrats vom 17. Juli 1820, August zum Rektor zu wählen[28] nicht nur die Anerkennung seiner Lehrtätigkeit, sondern auch eine weitere Verbesserung der finanziellen Umstände. Trotz des günstigen „Votum consultativum“, in dem Johann Gottlob Marezoll folgendes über ihn sagte: „Der Gewählte besitzt, zuerst, ohnstreitig die zur Verwaltung der Rectorstelle an einer höheren Bürgerschule erfolderlichen Kenntnisse, u. hat dieß in einer Reihe von Jahren hinreichend beweisen, indem sich seine Classe immer sehr vortheilhaft vor der ersten auszeichnete. Gut u. lobenswerth ist ferner seine Methode zu unterrichten; er ist lebhaft im Vortrage, versteht die Kunst zu catechsieren, die Kunst, Begriffe zu entwickeln u. sich Knaben von solchem Alter deutlich zu machen, u. hat sich durch Übung den rechten Takt erworben. Er hat drittens, Lust u. Liebe zur Sache; er hat unermüdeten Eifer in seinem Amte u. ist mit Leib u. Seele Schulmann; es kann nur zu seiner Empfehlung gereichen, daß er den fähigern unter seinen Schülern unentgeldlich Privatstunden gegeben u. sie im Lateinischen, Griechischen u. Französischen mit Erfolg unterrichtet hat. Und er will für die Stadtschule in Zukunft noch mehr thun; er will sich insbesondere der Dritten, nicht zu gut besorgten Classe thätig annehmen, damit diese nicht zum Nachtheile des Ganzen zurückbleibe.“[29]  konnte in den gesichteten Unterlagen kein Hinweis gefunden werden, ob ihm diese Rektorenstelle auch tatsächlich zugesprochen wurde.

Als ob mit Herrmanns Geburt der drohende Schatten der Krankheit weitgehend gebannt worden sei, kamen nach Adelbert noch drei weitere Geschwister zur Welt, von denen aber nur eine Schwester im Kleinkindalter, und nicht an Asthma, verstarb:

  1. Jun. 1821 Jena; Geburt Schwester Maria Auguste Wilhelmine[30]
  2. Jul. 1821 Jena; Taufe Schwester Maria Auguste Wilhelmine
  3. Sep. 1821 Jena; Tod Schwester Maria Auguste Wilhelmine (Krämpfe)[31]
  4. Sep. 1822 Jena; Geburt Schwester Clara Henriette Augustina[32]
  5. Sep. 1822 Jena; Taufe Schwester Clara Henriette Augustina

Es ist anzunehmen, dass Maximilian von Herrmann und den anderen jüngeren Geschwistern weitgehend ferngehalten wurde, um ein mögliches Überspringen der Krankheit zu vermeiden. Als Spielkamerad für Herrmann war Maximilian sicherlich nur bedingt tauglich. Als ältestes, gesundes Kind bekam Herrmann auch vermutlich des Öfteren die Aufsichtspflicht über die kleinen Geschwister übertragen.

Es war eng geworden in der dem Vater als Conrector zustehenden Wohnung in der Stadtschule[33]. Am 14. Mai 1825 erging in Weimar die Anweisung, August Kabisius als Pastor von Nerkewitz (PLZ 07778) zu bestallen[34]. Die Familie zog um, wobei Mutter Wilhelmine bereits mit dem nächsten Kind schwanger war. Am 16. Oktober wurde Herrmann’s Bruder Leberecht Ferdinand Eduard geboren[35]; die Taufe fand am 25. Oktober schon in der Nerkewitzer Kirche statt.

Vielleicht entdeckte Vater August in Herrmann Freude am Gesang und an der Musik und brachte ihm das Klavierspielen bei. Dabei könnte sich ein besonderes Band zwischen Vater und Sohn entwickelt haben. Es mag nicht leicht für das Kind Herrmann gewesen sein, sowohl den Anforderungen seines Vaters nach Lerneifer und Fleiß, wie auch den Anforderungen seiner Mutter nach Unterstützung und Fürsorge machzukommen.

Das erste Unglück ereilte die Familie im neuen Heim zu Beginn des nächsten Jahres, am 06. Februar 1826, als Herrmann’s Bruder Maximilian schließlich seiner Krankheit erlag[36]. Herrmann war zu dem Zeitpunkt 9 Jahre alt. Es ist nicht vollkommen auszuschließen, dass er sich am Tod seines Bruders schuldig fühlte.   Kaum war der Verlust des ältesten Bruders knapp verwunden, da erlitt Herrmann‘s Leben einen noch viel tragischeren Umbruch: am 1. Juli 1827 starb der Vater an Schlagfluss (möglicherweise Schlaganfall[37])[38]. Herrmann war 10, seine Geschwister jeweils 8, 4 und 1 Jahr alt. Auf der Schwelle zur Pubertät fand sich Herrmann mit einem Schlage der männlichen Leitfigur und der sicheren Kindheitswelt beraubt. Möglicherweise begann danach Herrmann’s Pate, Bergrat Johann Georg Lenz, eine größere Rolle im Leben des Jungen zu spielen, denn die Kosten für die von Frieda Kabisius in ihrer Chronik erwähnte Vorliebe Herrmann’s für den Reitsport könnten einer höheren Solvenz entstammen, als sie der Mutter nach dem Tode des Vaters zur Verfügung gestanden haben mag. Hierzu berichtete Herrmann in seinem späteren Gesuch vom 24. Januar 1843 an die Landesdirektion, zwecks Erlaubnis, ein weiteres Meisterstück anfertigen zu dürfen, dass seine Mutter ihn „bei ihrem nur geringen Vermögen nur mit der größten Aufopferung hatte erziehen könne“[39], und in seinem Schreiben an den Großherzog von Weimar-Sachsen-Eisenach vom 14. Februar 1843, erklärte er folgendes: „…meine Mutter, die wie oben gesagt, kränklich und schwächlich war, legte sich und meinen übrigen Geschwistern die drückendsten Entbehrungen auf, um das Lehrgeld für mich bezahlen und durch mich eine Stütze für ihr Alter und ihre übrigen Kinder gewinnen zu können[40].

Am 28. Februar 1832 starb Herrmann’s Pate in Jena[41], und der 15jährige Knabe begann noch im gleichen Monat in Gotha seine Lehre beim Buchbinder und Galanteriewarenarbeiter Ernst Rafe[42]. 4 Jahre später, gegen Ende seiner Ausbildung und zwei Tage vor seinem 20. Geburtstag, starb am 13. November 1836 seine Mutter in Weimar an einer Brustentzündung[43]; beim ihrem Tode waren Herrmann’s Geschwister 17 (Adelbert), 14 (Clara) und 11 (Leberecht) Jahre alt.

Herrmann blieb nach dem Tode seiner Mutter noch ein weiteres knappes halbes Jahr bei Meister Rafe als Gehilfe[44], „vorerst noch meine Geschwister ihrem Schicksale und guten Menschen überlassend[45] und begann dann, nach seiner Untauglichkeitserklärung für den obligatorischen Militärdienst wegen eines Fehlers am Zeigefinger[46] am 22. März 1837 die vorgeschriebenen Wanderjahre[47].

Zum Schicksal von Herrmanns Geschwistern, zitiert aus Frieda Kabisius‘ Chronik: „Adelbert Kabisius besuchte das Gymnasium zu Weimar und wurde später Großherzoglicher Kassenrendant am Ministerium in Weimar. Er verlobte sich mit der Hofdame Julie von Heyne. Nachdem er 16 Jahre lang verlobt war, entlobte er sich wieder, weil er annahm, die Familie v. Heyne habe ihn vergiften wollen, da ihm einmal der Tee so sonderbar schmeckte. Er starb bald darauf in Weimar. Julie v. Heyne ist 1902 in Weimar gestorben als unverheiratete pensionierte Hofdame.“  „Clara Kabisius verheiratete sich mit Pastor Sauer in Oberndorf bei Arnstadt, war aber nicht glücklich. Ihr Mann wurde wegen verschiedener dienstlicher Vergehen seines Amtes enthoben. Ihre einzige Tochter Mimi hat sich sehr gut verheiratet.[48]

Frieda Kabisius macht keine Aussagen zu Leberecht, aber aus einer anderen Quelle geht hervor, dass er Konditor wurde und im Dezember 1857 in Oberndorf bei Arnstadt Caroline Dorothea Henriette Franke heiratete[49]. Weitere Details sind noch unbekannt.

Aus den bislang geprüften Unterlagen ist nicht zu ersehen, in welchen Städten Herrmann während seiner Wanderjahre arbeitete. Nach der am 21. Juli 1842 erfolgten Aktennotiz habe Herrmann „in mehreren Werkstätten Arbeit gefunden, obschon nicht auf längere Zeit, sich jedoch gut betragen“[50]. Herrmann selbst sprach von „größeren Städten, in denen ich arbeitete[51].

Existenzgründung und Familie

Am 12. Juni 1842 kehrte Herrmann nach Jena zurück[52] und beantragte am 20. Juli des gleichen Jahres beim Stadtrat, die erforderlichen Meisterstücke zwecks Erwerbs des Meistertitels erstellen zu dürfen[53]. Die Buchbinderinnung wies am 25. Juli dieses Gesuch zunächst mit dem Argument zurück, es gäbe schon nicht genug Arbeit für die bereits vorhandenen 11 Meister, geschweige denn für einen zwölften, und äußerte die Meinung, dass Herrmann nicht mehr zum „hiesigen Heimathsverbande“ gehöre[54], begründet möglicherweise auf dem Umzug der Familie nach Nerkewitz. Allerdings wird am 28. Juli 1842 auf der Plenarsitzung, vermutlich des Stadtrats, beschlossen, Herrmann Kabisius doch die Fertigung von  Meisterstücken zu gestatten[55], vielleicht unter in Betracht Ziehung von Herrmanns Argument, er,  „ein hiesiges Bürgerskind, habe nach dem Ableben meiner Mutter, der verwittweten Pastorin Kabisius hinsichtlich des von solcher hier in Jena besessenen Flur und auf mich und meine drei übrigen Geschwister vererbställeten Hauses in der Leutragaße, das Bürger=recht erlangt, habe solches noch nicht aufgegeben und bin daher hier heimathsberechtiget[56].

Im Zeitraum zwischen seiner Rückkehr nach Jena und der Präsentierung der gefertigten Meisterstücke lernte Herrmann seine spätere Frau, Karoline Friederike Sophie Fränzel, kennen.

Herrmann fertigte seine Meisterstücke an und stellte sie der Buchbinderinnung vor, die sie aber am 27. Dezember 1842 als zu fehlerhaft zurückwies, wobei vor allem mangelnde Sorgfalt und Leichtsinnigkeit beanstandet wurden[57]. Weit davon entfernt, sich mit diesem Urteil zufrieden zu geben, richtete Herrmann am 16. Januar 1843 ein Gesuch an den Stadtrat, ihm die Fertigung eines weiteren Meisterstücks zu gestatten, da die Innung ihn dann als Meister laut Beschluss annehmen werde[58]. Auf den abermaligen abschlägigen Bescheid des Stadtrats vom 18. Januar 1843[59], wendete sich Herrmann nun am 24. Januar an die Landesdirektion in Weimar[60], die aber den abschlägigen Bescheid des Jenaer Stadtrats am 28. Januar 1843 bestätigte[61]. Aber Herrmann war hartnäckig und versuchte am 14. Februar 1843, sein Ziel durch ein Gesuch an den Landesfürsten direkt zu erreichen, indem er um Aufhebung der abschlägigen Bescheide bat und zusätzlich die Erlaubnis beantragte, ein Galanteriewarengeschäft eröffnen zu dürfen[62]. Seinen von der Buchbinderinnung bemäkelten Leichtsinn zeigte er im Argumentarium des Schriftstücks: „Ich bin dadurch in eine der drängendsten Lagen versetzt, in welcher sich ein Mensch befinden kann. Denn von dem, wie oben gesagt, auf meiner Wanderschaft Ersparten, habe ich seit vorigem Herbst bis jetzt gelebt, in der Erwartung eines günstigeren Erfolges auf mein Meisterstück, mir Werkzeug angeschafft, die nöthigen Lokale gemiethet und solche Einrichtungen gekauften, daß ich mein Geschäft mit jedem Tage beginnen kann.“ und der Bekenntnis „Freilich muß doch gestehen, daß an dieser traurigen Lage die Meinung, daß es in Jena mit den Meisterstücken nicht so genau genommen werden würde, wie in größeren Städten, in denen ich arbeitete, und welche mich verleitet hat, weniger Fleiß auf meine Aufgaben zu verwenden, die Schuld trägt“[63]. Stadtrat und Buchbinderinnung sprachen sich am 2. März 1843 gegen die Erteilung einer solchen Erlaubnis aus, „weil eine solche ihren Gerechtsamen zu nahe treten würde, da deren Ausübung mit den Buchbinder=Arbeiten in einer sehr nahen Verbindung steht und nothwendig die Betreibung des Buchbindereÿ-Geschäftes verlangt, wozu sie mit einigem Erfolg ausgeübt werden soll. Kabisius würde, während er jetzt von der Meisterschaft zurückgeweisen worden ist, auf indirectem Wege in solche eingefaßt werden, wenn er eine solche Conceßion erhielt[64]. Vielleicht hatte Karoline Fränzel ihm schon gebeichtet, dass sie schwanger war, denn Hermann insistierte am 14. März auf seinem Gesuch[65].

Am Ende kam am 21. März 1843 aus Weimar dann doch die ersehnte Empfehlung, Herrmann zur Fertigung eines weiteren Meisterstücks zuzulassen[66], der Stadtrat und Buchbinderinnung nachkamen. Am 18. April 1843 konnte Herrmann schließlich das neu gefertigte Meisterstück zur Prüfung vorlegen: es wurde, obgleich mit einigen Fehlern, anerkannt, und Herrmann erhielt das Meisterrecht[67]. Vier Tage später, am 22. April 1843, wurde Herrmann das Bürgerrecht verliehen und seine Vereidigung vorgenommen[68].

Mit dem Meistertitel und dem Bürgerrecht in der Tasche, stand Herrman zu seinem Wort, und 16 Tage später, am 8. Mai 1843 heiratete er Karoline Fränzel[69]. Ihre Schwangerschaft war am Hochzeitstag schon erkenntlich; am 18. August kam ihr erstes Kind, Carl Hugo Selmar Adolph[70], zur Welt, das am 3. September des Jahres getauft wurde.

In den Folgejahren kamen die weiteren Kinder dicht aufeinander…

  • 25/12/1844 Jena; Geburt Tochter Ida Leopoldine Pauline Clara[71]
  • 05/01/1845 Jena; Taufe Tochter Ida Leopoldine Pauline Clara
  • 25/02/1846 Jena; Geburt Sohn Franz Theodor Max Otto gen. Bernhard[72]
  • 08/03/1846 Jena; Taufe Sohn Franz Theodor Max Otto gen. Bernhard
  • 09/06/1848 Jena; Geburt Tochter Franziska Wilhelmine Rosalie Ida[73]
  • 18/06/1848 Jena; Taufe Tochter Franziska Wilhelmine Rosalie Ida
  • 18/02/1849 Jena; Tod Tochter Franziska Wilhelmine Rosalie Ida[74]
  • 17/03/1850 Jena; Geburt Sohn Franz Heinrich Amadeus Otto August[75]
  • 07/04/1850 Jena; Taufe Sohn Franz Heinrich Amadeus Otto August

…und der aus der Werkstatt erzielte Gewinn reichte nicht mehr aus, um für den notwendigen Lebensunterhalt von 6 Personen aufzukommen. Karoline begann, Herrmann Vorhaltungen zu machen, Herrmann wollte sich diesen nicht stellen und suchte in den Wirtshäusern Trost, wo er wegen heftigen Trinkens, Belästigung anderer Gäste und Zechprellung auffiel. Das geht aus dem von Oberbürgermeister Börner wegen „Beschwerden der Buchbindermeisterfrau Kabisius gegen ihren Ehemann wegen liederlichen und leichtsinnigen Lebenswandels“ veranlassten und von Amtsdiener Paul Münch erstellten Überwachungsbericht hervor, der am 26. April 1851 Eingang in die Akten fand[76]. Herrmann wurde am 1. Mai 1851 vorgeladen und von Oberbürgermeister Börner „ernstlich und eindringlich verwarnt“, woraufhin er gelobte „mich aber ganz besonders in Acht nehmen und mir gegenwärtige Vorwarnung zu Herzen nehmen“.[77]

Leider scheint die vorläufig beruhigte Situation nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, denn schon 3 Monate später, am 8. August 1851, sah Herrmann keinen anderen Ausweg mehr als die Auswanderung nach Amerika und stellte einen Antrag auf Unterstützung für die Auswanderungskosten, wobei er sich auf den angeblichen Erfolg seines ehemaligen Lehrmeisters und die vom eigenen Lehrling geäußerte positive Bewertung der Etui- und Portafeuillearbeiten berief[78]. Anscheinend wurde dieses Gesuch abgeschlagen, denn am 19. August wiederholte Karoline fast wörtlich das Gesuch ihres Mannes[79]. Am gleichen Tag beschloss die Armenaufsicht, vielleicht angesichts des Umstands, dass es die Stadtkasse wohl billiger käme, den erbetenen Reisekostenzuschlag von 10 Reichstalern zu zahlen, als auf unbestimmte Zeit 6 Personen auf Kosten der Stadt durchfüttern zu müssen, Karoline’s Gesuch zu gewähren, allerdings mit der Auflage, dass der Zuschuss nicht in Herrmann’s Hände gerate, sondern dem Auswanderungsagenten ausgehändigt werde, der sowohl den Rest der Kosten, wie auch die organisatorischen Aspekte der Auswanderung übernahm. Als mögliches Auswanderungsdatum wurde das Ende des Monats, i.e. August 1851, angegeben[80].

Amerika

Es konnte bislang weder das genaue Auswanderungsdatum, noch Abfahrts- und Ankunftshafen ermittelt und dokumentarisch belegt werden. Laut mündlicher Familienüberlieferung soll Karoline ihren Herrmann noch bis nach Hamburg zum Schiff begleitet haben.

Es ist anzunehmen, dass in den darauffolgenden Jahren ein Briefwechsel zwischen Herrmann und Karoline bestand. Während Karoline mit ihren 4 Kindern mehr schlecht als recht lebte, mit einer durch einen Unfall zugezogenen Verletzung am Bein auf ärztliche Verordnung mindestens 3 Wochen lang ans Bett gefesselt war[81], die Unterstützung der Armenkasse in Anspruch nehmen[82] und sogar das Bettzeug versetzen musste[83], ist über Herrmann’s Lebensumstände in Amerika bislang nichts bekannt. Somit unterliegen die Gründe, aus denen Herrmann seiner Familie nie das für die Überfahrt benötigte Geld geschickt hat, der puren Spekulation und gehören in das Reich der Vorstellungskraft eines jeden. Auch über den von Frieda Kabisius in ihrer Chronik erwähnten Betrag, den Karoline in einer Lotterie gewonnen haben soll, konnte kein dokumentarischer Nachweis erfolgen.

Von den in Frieda Kabisius‘ Chronik genannten Städten, Charleston und Baltimore, ausgehend, wäre Herrmann vielleicht Zeuge folgender Begebenheiten geworden oder hätte von ihnen Kenntnis gehabt, sollte er tatsächlich dort gelebt haben:   Charleston verfügte in der Zeit zwischen 1852 und 1861 über einen regen Handel, der die Einwohner täglich mit frischen Lebensmitteln versorgte, wobei der Hafen von Charleston auch ein wichtiger Anlaufpunkt für den Sklavenhandel war.

Herrmann könnte davon ausgegangen sein, dass in einer solch geschäftigen Stadt ein Buchbinder wie er leicht Kundschaft finden würde. Frieda Kabisius schreibt von einer Arbeitsstelle, „wo er in Charleston u. später in Baltimore als Werkmeister guten Verdienst hatte.“[84]

Allerdings mehrten sich in Charleston in jenen Jahren die Vertreter der Ansicht, dass die Wahrung der Rechte des Staates Süd Carolina wichtiger sei als die Wahrung der Rechte des Staatenbundes. Am 24. Dezember 1860 wurde Süd Carolina der erste Staat, der sich vom Staatenbund lossagte[85]. Am 12. April 1861 eröffnete der  Beschuss des im Hafen von Port Charleston befindlichen Fort Sumter durch Konföderierte die Kampfhandlungen des Amerikanischen Bürgerkriegs[86].

Sollte sich die Anwesenheit Herrmann’s in Charleston und Baltimore bestätigen, ist noch unbekannt, warum und wann er Charleston verließ.

In Baltimore (Maryland) standen die Wahlen des Jahres 1856 unter dem Zeichen von extremer Gewalttätigkeit, die von Anhängern der einen oder anderen Partei in partisanenähnlichen Auseinandersetzungen in den Straßen Baltimores wochenlang ausgeübt wurde. Am Wahltag selbst kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen den verschiedenen Parteianhängern, bei denen sogar Schüsse fielen, die mehrere Unbeteiligte töteten und viele verwundeten. Beim Wahlkampf des Jahres 1858 uferten  die Zustände nicht mehr so aus wie im Jahre 1856[87].

Es bleibt nur zu hoffen, dass es Herrmann gelang, sich nicht in die Straßenkämpfe verwickeln zu lassen und nicht verwundet zu werden.  Vielleicht hat er von den Unruhen in der relativen Sicherheit einer Taverne, zwischen Bier und Bier, erfahren.

Am 18. April 1861 brach zwischen Anhängern der Kriegsgegner und Sympathisanten der Konföderation eine blutige Auseinandersetzung aus, als Unionstruppen vom Bahnhof President Street Station zum etwa 10 Häuserblocks entfernten Bahnhof Camden Street Station marschierten, um südwärts zu den eine Woche zuvor am 12. April begonnenen Kriegshandlungen zu ziehen. Es gab keine durchgehende Zugverbindung, da es verboten war, Zuggleise innerhalb des Stadtbereichs zu verlegen. Die Waggons der Züge mussten zwischen den beiden Bahnhöfen von Pferden die Pratt Street entlanggezogen werden, während die anwesenden Konföderationssympathisanten den Soldaten folgten und sie letztendlich umringten, wobei sie die Nachhut mit Ziegel- und Pflastersteinen und Pistolen angriffen. Einige Soldaten feuerten in die aufgebrachte Menge hinein, und es entstand ein wüstes Handgemenge zwischen Konföderationsanhängern, Soldaten und der Baltimore Polizei, das 4 Soldaten und 12 Zivilisten das Leben kostete. 36 Soldaten wurden verwundet, und es ist unbekannt, wie viele Zivilisten Verwundungen davontrugen, bevor es der Polizei gelang, die Soldaten von der tobenden Meute abzuriegeln. Am selben Tag wurde von der gleichen Randalierergruppe die Redaktion des Baltimore Wecker, einer deutschsprachigen Zeitung, vollständig zerstört und das Gebäude ernstlich beschädigt. Der Herausgeber der Zeitung, William Schnauffer, und der Chefredakteur Wilhelm Rapp mussten die Stadt verlassen, da sie um ihr Leben fürchten mussten[88].

Sich an jenem Tag in der Nähe der Pratt Street aufzuhalten, hätte bestimmt gefährlich sein können. Vielleicht widmete sich Herrmann aber auch während dieser Unruhen friedlich der Anfertigung von Geldbörsen und Beuteln. Oder sein täglicher Weg führte ihn eventuell an der zerstörten Redaktion des Baltimore Weckers vorbei.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Vorkommnisse des 18. April der Anstoß für Herrmann gewesen sein könnten, als Soldat für ein von ihm als rechtens empfundenes Ziel zu kämpfen, aber vielleicht hatte er auch ganz andere Motive. Solange zu Herrmann’s Leben in Amerika kein dokumentarischer Nachweis besteht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Die Angaben in Frieda Kabisius‘ Familienchronik zu Herrmann’s Tode legen den Verdacht nahe, dass Herrmann in seinen Briefen an die Familie nichts von seiner Teilnahme am amerikanischen Bürgerkrieg erzählt hat.

Der Sezessionskrieg

Nur wenige Monate nach Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs musterte Herrmann in New York am 8. August 1861 beim 68. New Yorker Infanterie Regiment als gemeiner Soldat in der Kompanie „E“ für 3 Jahre an. Der Musterungseintrag weist aus, dass Herrmann blaue Augen, dunkle Haare und einen dunklen Teint hatte[89]. Er wurde auch um 10 Jahre „verjüngt“ – angegebenes Alter ist 35 -, möglicherweise um zu verhindern, dass er als zu alt zurückgewiesen wurde. Vielleicht legte diese Lüge den Grundstein zu seinem Verderben.

Bis zum Frühjahr 1862 war das Regiment in der Nähe von Washington stationiert, wurde dann aber ab 26. Juni im Virginia-Feldzug tätig, in dem Herrmann sehen musste, wie sein Regiment 92 Mann verlor. Ab 12. September war es während des Maryland-Feldzugs in der Nähe von Centerville stationiert, von wo es im Dezember Richtung Fredericksburg abrückte, wo es aber nicht an der Schlacht teilnahm.

Den Winter verbrachte Herrmanns Regiment nahe Stafford/Virginia. Im April 1863 wurde es der 1. Division der 1. Brigade zugewiesen, mit der es vom 30. April bis 6. Mai bei Chancellorsville / Virginia kämpfte. Hierbei verlor das 68. New Yorker Infanterie Regiment 54 Mann.

Vom 1. bis 3. Juli 1863 nahm Herrmann’s Regiment an der Schlacht bei Gettysburg / Pennsylvania, der verlustreichsten und blutigsten Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges, teil, mit einem Verlust von 138 Mann. Das 68er Regiment erlangte bei dieser Schlacht erklecklichen Ruhm durch seine vortreffliche Verteidigung von Cemetery Hill. Vielleicht war Herrmann an dieser Leistung beteiligt. Danach wurde Herrmann’s Regiment einer anderen Brigade zugeteilt, mit der es nach Westen zog, wo es an der Schlacht bei Wauhatchie / Tennessee und am Chattanooga-Feldzug teilnahm.

Im Sommer 1864 stand das Regiment im Distrikt von Nashville Tennessee[90], wo Herrmann am 22. August nach Ablauf der 3 Pflichtjahre abmusterte[91].

Im 48. Lebensjahr, heimatlos und den drohenden Winter vor Augen, musterte Herrmann am 2. Oktober 1864 wieder an, diesmal im 174. Ohio Infanterie Regiment[92], bei dem er allerdings nicht in die Truppenliste aufgenommen wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass sein Alter dabei gegen seine Aufnahme sprach. Vielleicht wurde er als erfahrener Soldat aber auch an das 183. Ohio Infanterie Regiment weitergeleitet, da dieses in aller Eile ausgehoben wurde und vorwiegend aus jungen, unerfahrenen Männern bestand. Herrmann musterte dort dann am 24. Oktober 1864 für ein Jahr erneut als gemeiner Soldat an[93] , wo er am 12. November in Camp Dennison in die Truppenliste der Kompanie „I“ eingetragen wurde[94].

In den darauffolgenden Wochen trafen mehr und mehr frische Rekruten ein, junge kampfeslustige, auf ein Jahr verpflichtete Männer, denen das Marschieren und der Umgang mit dem Gewehr erst noch eingeübt werden musste. Viele von ihnen waren Deutsche, einige hatten sogar erst kürzlich Amerika erreicht. Die Verpflegung war gut, und die Rekruten wurden gut behandelt.  Besonders die jungen Soldaten waren darauf erpicht, ihre neu erworbenen Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld zu erproben und langweilten sich in Camp Dennison[95].

Wie mag Herrmann auf diese jugendliche Ungeduld reagiert haben? Es ist anzunehmen, dass auch er von den Neulingen zu seinen Kriegserfahrungen befragt wurde. Und sicherlich haben die älteren deutschen Soldaten die jüngeren Zuwanderer um Nachrichten aus der alten Heimat bedrängt.

Nach Erhalt des Aufbruchbefehls rückte das 183. Ohio Infanterie Regiment schließlich nur 4 Tage nach Herrmann’s 48. Geburtstag am 19. November 1864 aus Camp Dennison / Ohio ab, mit Marschrichtung auf Columbia / Tennessee[96]. Hierzu musste es zunächst per Eisenbahn nach Cincinnati transportiert werden. Cincinnati hatte während der Kriegsjahre seine Rüstungsindustrie und seine Werften für Kanonenboote und andere Schiffe intensiv entwickelt[97]. Es ist anzunehmen, dass es im Hafen sehr geschäftig zuging.

Das nun über 700 Mann starke Regiment schiffte sich auf dem Dampfer „Prima Donna“ ein[98]. Eine solche Menschenmenge und die dazu gehörigen Ausrüstungsgegenstände auf einen Dampfer zu verladen, ist sicherlich nicht ohne Schwierigkeiten vonstattengegangen. Ein Teil des Regiments musste in der Abenddämmerung und sogar bei Nacht das Schiff betreten. Novembertage sind auch in Cincinnati kurz, und die Winter häufig kalt und schneereich, mit einer Durchschnittstemperatur von -0,7 °C [99]. Für den November 1864 sollte eine Durchschnittstemperatur von 6,7ºC errechnet werden[100].

Abends um 9 Uhr war endlich das ganze Regiment an Bord und wartete in der nächtlichen Dunkelheit auf das Ablegen des Dampfers in Richtung Louisville, von wo aus es per Bahn nach Nashville transportiert würde[101]. Der Lärm an Bord wird beträchtlich gewesen sein.

Herrmann kam nie in Louisville an: schon auf dem Dampfer „Prima Donna“, fiel er aus nicht angegebenen Gründen über Bord und ertrank im Ohio. Es ist keine Begräbnisstätte angegeben[102], was die Vermutung zulässt, dass er sein Grab im Fluss fand.

Schlusswort

Verfasserin der vorliegenden Lebenschronik ist Ute Grünewald, seine Ururenkelin. Die am Anfang erwähnte, von ihrer Großtante Frieda Kabisius zusammengestellte Chronik, die ihr seinerzeit von Unbekannt zugesandt wurde, hat bei ihr den Grundstein dafür gelegt, mehr über Herrmann Kabisius erfahren zu wollen.

Zunächst von blühender Phantasie, dann von Jagdeifer beseelt, brach sich nach und nach die in vielen Jahren Familienforschung erlernte Erkenntnis Bahn, dass die Rigurosität der Quellen den Angelpunkt einer jeden Studie darstellt.

Im Internet befindliche Volkszählungen, Passagierlisten, Einwandererregister, Friedhofsdateien, Militärlisten, Handelsverzeichnisse, Adressbücher, alte Zeitungen wie der in Baltimore/Maryland in den Jahren 1841 bis 1918 herausgegebenen „Der deutsche Correspondent“, online einzusehen bei https://chroniclingamerica.loc.gov, und der 6. Jahrgang der in Rudolstadt verlegten „Die allgemeine Auswanderungszeitung“, online einzusehen bei der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB),  und vieles mehr wurde durchforstet auf der Suche nach Herrmann Kabisius. Einen entscheidenden Beitrag leistete das Stadtarchiv Jena noch in diesem Jahr, als die dortigen Archivare sich der Person Herrmann Kabisius annahmen, auf ihn bezügliches Aktenmaterial zum Vorschein brachten und in Akkordarbeit fotokopierten. Als weitere fleißige Helfer sollten auch noch die Familienmitglieder und Freunde erwähnt werden, die beim Entziffern der alten Dokumente und durch Kritiklesen der verfassten Texte am Entstehen der hier vorliegenden Fassung maßgeblich beteiligt waren. Ihnen allen sei an dieser Stelle nochmals besonders gedankt.

Der Prozess der Sammlung von Information hat sich über mehrere Jahre erstreckt, und nun liegt die Auswertung aller bislang zur Verfügung stehenden Quellen dieser Lebenschronik zugrunde. Im Versuch, so weit wie möglich wertfreie Aussagen zu formulieren, ist sich die Autorin bewusst, dass diese Chronik nicht völlig objektiv geschrieben werden konnte, da es sich letztendlich um den eigenen Ururgroßvater handelt, und selbige weit davon entfernt ist, ein vollständiges Bild zu malen. Sollte es ihr allerdings gelungen sein, dem Leser einige Pinselstriche zu schenken, zwischen denen Herrmann Kabisius herauslugt, so betrachtet sie diese von ihr erarbeitete, vorläufige Studie als gelungen; „vorläufig“ deswegen, weil sie sich wie ein lebendes Wesen mit jeder neuen Information weiterentwickeln wird.

 

Ute Grünewald

in Sant Antoni de Portmany (Spanien), am 19. November 2017

 

[1] Sterbebuch Jena (1888-1906) S. 431, Nr. 2027

[2] Frieda Kabisius, 1919, Familien-Chronik, in Privatbesitz

[3] Traubuch Jena (1804-1833) S. 130a/131, Nr. 10 (1809)

[4] Taufbuch Stadtroda Nr. 41 (1782)

[5] Taufbuch Stadtroda Nr. 41 (1782)

[6]  Stadtarchiv Jena Sign.B XVIIa Nr. 56, 13v-14r

[7]  Ahnenpass Eva Kabisius, in Privatbesitz

[8] Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Lenz

[9] Ahnenpass Eva Kabisius, in Privatbesitz

[10] Klassik Stiftung Weimar, Regestausgabe Goethes Briefe, biografische Informationen (Christiana Henrietta Ernestina Lenz)

[11] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 1r-2v

[12] Klassik Stiftung Weimar, Regestausgabe Goethes Briefe, biografische Informationen (Christiana Henrietta Ernestina Lenz)

[13] Stadtarchiv Jena, Sign. XVIIa Nr. 6

[14] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 138 Nr. 25 (1810)

[15] Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Krankheitsbezeichnungen

[16] Sterbebuch Jena (1801-1819) S. 324 (1810)

[17] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 224 Nr. 66 (1811)

[18] Kirchenbuch Nerkewitz (1799-1848) S. 236f, Nr. 3 (1826)

[19]  Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Asthma_bronchiale

[20] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 24r-26v

[21] Stadtarchiv Jena, Sign. XVIIa Nr. 61-64, 1r-3r

[22] Stadtarchiv Jena, Sign.B XVIIa Nr. 61-64, 26r-27r

[23] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 371, Nr. 56 (1814)

[24] Siehe: http://wiki-de.genealogy.net/Zahnruhr

[25] Sterbebuch Jena (1801-1819) S. 597 (1816)

[26] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 486, Nr. 125 (1810)

[27] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 582, Nr. 9

[28] Stadtarchiv Jena Sign. XVIIa Nr. 67, 4r+v

[29] Stadtarchiv Jena Sign. XVIIa Nr. 67, 5r+v

[30] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 759, Nr. 101

[31] Sterbebuch Jena (1820-1833) S. 56

[32] Taufbuch Jena (1807-1822) S. 824f, Nr. 107

[33] Stadtarchiv Jena, Sign. XVIIa, Nr. 67, 8r

[34] Pfarrbuch online Sachsen-Weimar S. 526

[35] Kirchenbuch Nerkewitz (1799-1848) S. 40, Nr. 6

[36] Kirchenbuch Nerkewitz (1799-1848) S. 236f, Nr. 3 (1826)

[37] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Krankheitsbezeichnungen

[38] Kirchenbuch Nerkewitz (1799-1848) S. 238f, Nr. 4

[39] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 13r-15v

[40] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 24r-26v

[41] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Lenz

[42] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 1r-2v

[43] Traubuch Jena (1804-1833) S. 130a, Nr. 10

[44] Stadtarchiv Jena, Sign BII XIe Nr. 14, 1r-2v

[45] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 24r-26v

[46] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 24r-26v

[47] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 1r-2v

[48] Frieda Kabisius, 1919, Familien-Chronik, in Privatbesitz

[49] Traubuch Jena (1857-1862) S. 18, Nr. 18 (1857)

[50] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 4r

[51] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 24r-26v

[52] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 4

[53] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 1r-2v

[54] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 5r-6r

[55] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 6v

[56] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14 1r-2v

[57] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 7r-8v

[58] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 10r

[59] Stadtarchiv Jena, Sign.BII XIe Nr. 14, 10v-11r

[60] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 13r-15v

[61] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 17r

[62] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 24r-26v

[63] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 24r-26v

[64] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 22r-23v

[65] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14; 29r+v

[66] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, B.1032

[67] Stadtarchiv Jena, Sign.BII Xie Nr. 14, 31r

[68] Stadtarchiv Jena, Sign.Bii Xie Nr. 14, 33r+v

[69] Traubuch Jena (1834-1847) S. 181, Nr. 15

[70] Taufbuch Jena (1838-1843) S. 299, Nr. 139

[71] Taufbuch Jena (1844-1847) S. 51, Nr. 187

[72] Taufbuch Jena (1844-1847) S. 101, Nr. 34

[73] Taufbuch Jena (1848-1852) S. 23, Nr. 93

[74] Sterbebuch Jena (1848-1856) S. 27, Nr. 154

[75] Taufbuch Jena (1848-1852) S. 126, Nr. 468

[76] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[77] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[78] Stadtarchiv Jena, Sign. BIIe Nr. 8, 9r

[79] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[80] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[81] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[82] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[83] Stadtarchiv Jena, Sign. XIVe Nr. 256

[84] Frieda Kabisius, 1919, Familien-Chronik, in Privatbesit

[85] Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Charleston

[86] Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Charleston_(South_Carolina)

[87] Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Know-Nothing_Riot_of_1856

[88] Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Baltimore_riot_of_1861

[89] New York, Civil War Muster Roll Abstracts 1861-1900, p.1030 und Official Roster of 68th New York        Infantry p.90

[90] Siehe: http://www.civilwarindex.com/armyny/68th_ny_infantry.html https://en.wikipedia.org/wiki/Northern_Virginia_Campaign https://es.wikipedia.org/wiki/Batalla_de_Chancellorsville

https://es.wikipedia.org/wiki/Batalla_de_Gettysburg

https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Wauhatchie

https://en.wikipedia.org/wiki/Chattanooga_Campaign

[91] New York, Civil War Muster Roll Abstracts 1861-1900, p.1030 und Official Roster of 68th New York        Infantry p.90

[92] Soldier Details – The Civil War (U.S. National Park Service)

[93] Aufzeichnungen und Profile der Soldaten des Amerikanischen Bürgerkriegs – Ancestry.de

[94] Official Roster of the Soldiers of the State of Ohio, p.720

[95] Siehe https://ourgrampascivilwar.wordpress.com/183rd-ohio-a-brief-history/

[96] Civil War Index, http://www.civilwarindex.com/armyoh/183rd_oh_infantry.html

[97] Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Cincinnati_in_the_American_Civil_War

[98] Siehe https://ourgrampascivilwar.wordpress.com/183rd-ohio-a-brief-history/

[99] Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Cincinnati#Climate

[100] Siehe http://mrcc.sws.uiuc.edu/FORTS/histories/OH_College_Hill_Conner.pdf

[101] Siehe https://ourgrampascivilwar.wordpress.com/183rd-ohio-a-brief-history/

[102] Official Roster of the Soldiers of the State of Ohio, p.720

2 Kommentare zu „Johann Georg Dorotheus Herrmann Kabisius (1816-1864)“

  1. Mir liegt ein Stammbucheintrag vor eines Maximilian Kabisius, gefertigt in Jena am 16.09.1824 mit einem dicken Kreuz neben einem weiteren Datum, nämlich 1827. Vielleicht der o.g. Maximilian Kabisius ? Schicke gerne ein jpg

  2. Ich habe ein Poesiealbum, in dem sich ein handschriftlicher Eintrag des Maximilian Kabisius (1811-1827) befindet. Ich schicke Ihnen gerne ein jpg.

    Gruß

    Wiedemann

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